Templer - Blog

Der Vatikan und die Rattenlinie

Tausende NS-Verbrecher flohen nach dem Zweiten Weltkrieg über die sogenannte Rattenlinie vor allem nach Südamerika – mit Hilfe des Vatikans. Gestern wurden die Archive von Pius XII. geöffnet. Wie viel wusste der Papst?

Der Zweite Weltkrieg ist gerade einmal drei Jahre vorbei, in Westdeutschland tritt 1948 der Marshallplan in Kraft, als einem der größten NS-Kriegsverbrecher aus der Haft im österreichischen Linz die Flucht gelingt: Franz Stangl, ehemaliger SS-Hauptsturmführer und Kommandant der Judenvernichtungslager Sobibor und Treblinka, verantwortlich für den Tod von nahezu einer Million Juden. Zu Fuß marschiert Stangl über Graz und Meran nach Florenz.

Sein Ziel liegt noch 300 Kilometer weiter südlich: Rom, Hauptstadt Italiens, aber vor allem Sitz des Vatikans. “Sie müssen Franz Stangl sein, ich habe schon auf Sie gewartet”, begrüßt ihn dort der römische Bischof Alois Hudal und besorgt Stangl falsche Papiere. Damit setzt sich Stangl nach Syrien ab, lässt seine Familie nachkommen und wandert von Damaskus 1951 nach Brasilien aus. Der Mann, der den Massenmord in den Konzentrationslagern perfektionierte, montiert in der Nähe von Sao Paulo jahrelang Automobile bei Volkswagen.

Der Österreicher Franz Stangl ist einer von Tausenden NS-Kriegsverbrechern und -Kollaborateuren, dem mit kirchlicher Hilfe die Flucht gelingt. Über die sogenannte Rattenlinie: von Innsbruck über die Alpen nach Meran oder Bozen in Südtirol, dann nach Rom und von da in die italienische Hafenstadt Genua.

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