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“Gefangener im Vatikan”

Pius IX. prägte entscheidende Jahrzehnte der jüngeren Kirchengeschichte. Er war der “Papst des Unfehlbarkeitsdogmas”, des Primats und des Ersten Vatikanums – witzig, charismatisch, aber auch herrisch und impulsiv.

Witz, Ausstrahlung und Charme dieses Papstes, der die katholische Kirche so lange wie kein anderer Petrus-Nachfolger leitete, sind fast sprichwörtlich. In einer Zeit, in der sich der Katholizismus politisch und intellektuell allenthalben in Bedrängnis befand, wurde Pius IX. (1846-1878), der “Papst der Unfehlbarkeit”, eine herausragende Identifikationsfigur. 2000 wurde er seliggesprochen – doch bleibt er eine der umstrittenen Figuren der jüngeren Kirchengeschichte.

Gleich mehrere Stolpersteine, so meinen Historiker, liegen auf dem Weg der Heiligmäßigkeit jenes Mannes, der als Hoffnungsträger der Liberalen begann und 1878 als entschiedener Kämpfer gegen den Liberalismus starb. Da sind etwa die Festschreibung des päpstlichen Primats und der Unfehlbarkeit in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre beim Ersten Vatikanischen Konzil 1869/70, die vielen der Konzilsbischöfe als nicht opportun erschien und die bis heute Haupthindernisse für die Ökumene sind. Da ist der “Syllabus errorum”: 80 Sätze, in denen Pius IX. 1864 “Irrtümer” der Zeit verdammte, darunter Kommunismus und Liberalismus, aber auch Menschenrechte wie
Gewissens- und Pressefreiheit.

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