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Spekulieren mit dem Peterspfennig

Es passiert nicht oft, dass ein Staatsangehöriger Italiens im Vatikan festgenommen wird. Die Anwälte des Untersuchungshäftlings gaben sich am Wochenende zuversichtlich, dass sich die Unschuld ihres Mandanten bald erweisen werde. Schon dessen Festnahme sei „das Resultat eines großen Missverständnisses und der Fehlinterpretation der Aussagen“ Torzis gewesen, teilten die Anwälte mit. Schließlich sei Torzi freiwillig zum Verhör aus dem Ausland angereist, habe zudem seit Beginn der Ermittlungen mit den Behörden des Heiligen Stuhls kooperiert und diesen Dutzende von Dokumenten übergeben.

Für 200 Millionen Dollar Anteile an Investmentfonds gekauft
Doch die Zuversicht der Strafverteidiger könnte sich als unbegründet erweisen. Die spektakuläre Festnahme Torzis erfolgte auf Geheiß von Vatikan-Staatsanwalt Gian Piero Milano und ist die erste im Zusammenhang mit dem Finanzskandal um das Gebäude an der Sloane Avenue 60 im Londoner Stadtteil Chelsea. Die verworrene Geschichte begann im Februar 2014. Damals erwarb das Staatssekretariat des Heiligen Stuhls Anteile an dem auf Malta registrierten „Athena Capital Global Opportunities Fund“ im Wert von gut 200 Millionen Dollar. Miteigentümer des Investmentfonds war der italienische Banker Raffaele Mincione, der seit jeher über beste Beziehungen zum Staatssekretariat verfügte.

Das investierte Geld stammte aus eigenen Mitteln des Vatikans, allein im Umfang von 100 bis 150 Millionen Euro aus dem sogenannten Peterspfennig – den spenden Gläubige in aller Welt am 29. Juni, dem Hochfest der Apostel Paulus und Petrus, zur Unterstützung der karitativen und apostolischen Arbeit des Papstes.

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