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Welcher Papst wurde ausgegraben und dann verurteilt?

Der sogenannte “Kadaverprozess” war ein kirchliches Gerichtsverfahren im 9. Jahrhundert, das sich gegen Papst Formosus richtete. Formosus war Papst von 891 bis 896 und hatte in dieser Zeit einige Entscheidungen getroffen, die von seinen Gegnern kritisiert wurden. Nach seinem Tod wurde er von seinem Nachfolger, Papst Stephan VI., posthum vor Gericht gestellt.

Der Prozess fand im Jahr 897 in Rom statt und war von einer grotesken Inszenierung geprägt. Formosus’ Leichnam wurde aus seinem Grab exhumiert und vor dem Gericht aufgestellt. Ein Diakon nahm für den toten Papst das Wort und antwortete auf die Fragen des Gerichts. Der Kadaver wurde für schuldig befunden und die Entscheidungen, die er als Papst getroffen hatte, wurden für ungültig erklärt. Die Insignien seines Amtes, wie zum Beispiel der Fischerring, wurden ihm abgenommen und seine Leiche wurde in den Tiber geworfen.

Der Kadaverprozess war ein symbolischer Akt, der vor allem dazu diente, die Feinde des Papstes zu demütigen und abzuschrecken. Der Prozess wurde jedoch von vielen als skandalös angesehen und führte zu einer schweren Krise in der Kirche. Die damaligen Ereignisse sind heute als Beispiel für den Missbrauch von kirchlicher Macht und den Verfall der moralischen Autorität der Kirche bekannt.

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