Templer - Blog

Gedanken am 22. März

Im Jahre 1945 wurden in Ägypten, auf der Stätte eines christlichen

Klosters des 2. Jahrhunderts, 53 alte Manuskripte entdeckt.

Sie enthielten unter anderem ein wunderschönes Gedicht,

»Der Donner, Vollkommener Geist«, in dem die

Stimme einer weiblichen Weisheit spricht:

Denn ich bin die Erste und die Letzte.

Ich bin die Verehrte und die Geschmähte.

Ich bin die Hure und die Heilige.

Ich bin die Stärke und ich bin die Angst.

Ich bin der Krieg und ich bin der Frieden.

Dieses insgesamt sieben Seiten lange Gedicht ähnelt einem

Lied, das Jesus nach Aussage der apokryphen Johannesgeschichte

seinen Jüngern beim letzten Abendmahl vorgetragen

haben soll. Darin erklärte auch Jesus, er sei zugleich

Krieg und Frieden, Verratener und Verräter.

Tägliche Arbeit

Göttlicher Geliebter, Großer Einer, der sich in die Vielheit

aufgesplittert hat, wie viele Rollen müssen wir in Deinem

Theater des Seelenwachstums spielen! Auch wenn ich die

Rolle des Geachteten vorziehe, lasse mich auch die Funktion

der Schmähung würdigen. Auch wenn ich die Stärke vorziehe,

lasse mich die Angst achten. Auch wenn ich den Frieden

vorziehe, hilf mir zu verstehen, daß es gerade die Gegensatzpaare

sind, die die Welt ins Dasein treten lassen.

Verweile für ein paar Minuten im Frieden der Meditation, der

alle Gegensatzpaare transzendiert. Wenn dir im Laufe des heuti-

gen Tages Verachtung widerfahrt, denke darüber nach, wie sie die Bedeutung der Achtung lehrt. Wenn du Angst verspürst,

mache dir bewußt, wie sie dir hilft, den Wert des Friedens zu

begreifen. Werde geräumig genug, um die Gegensatzpaare in aufnehmen zu können.

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